„Lymphdrainage? Ist das nicht nur was für Schwangere…?“
- kuoand
- 4. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Diesen Satz höre ich tatsächlich öfter – begleitet von einem Schmunzeln oder einem erstaunten Blick. Viele verbinden die manuelle Lymphdrainage (MLD) nämlich lediglich mit geschwollenen Beinen in der Schwangerschaft. Was viele nicht wissen: Sie ist eine unglaublich vielseitige und tiefgreifende Therapieform. Sie hilft nicht nur bei Schwellungen und Spannungsgefühlen, sondern fördert auch die ganzheitliche Selbstregulation des Körpers und wirkt harmonisierend auf das Nervensystem.
Was ist manuelle Lymphdrainage eigentlich?
Die manuelle Lymphdrainage ist eine sehr sanfte, aber äusserst wirkungsvolle Technik, die den Lymphfluss im Körper anregt. Sie hilft dabei, überschüssige Gewebsflüssigkeit abzutransportieren, Schwellungen zu reduzieren und das Gewebe zu entlasten. Anders als bei einer klassischen Massage wird nicht geknetet oder gedrückt – stattdessen arbeite ich mit ruhigen, rhythmischen Griffen entlang der Lymphbahnen, um die Lymphe gezielt in gut funktionierende Areale zu leiten.
Warum ist das wichtig? Ein Blick aufs Lymphsystem
Unser Lymphsystem ist ein oft unterschätzter Teil des Immunsystems. Es transportiert Lymphflüssigkeit durch ein fein verzweigtes Netzwerk im ganzen Körper. Dabei sammelt es Zellabfall, Bakterien und überschüssige Flüssigkeit ein – und sorgt dafür, dass diese über Lymphknoten und -bahnen abgebaut oder ausgeschieden werden. Kommt es hier zu einer Blockade, entsteht ein Stau im Gewebe – spürbar durch Schwellungen, Spannungsgefühle oder sogar Schmerzen.
Wann kann Lymphdrainage helfen?
MLD wird sowohl medizinisch als auch präventiv eingesetzt – zum Beispiel bei:
postoperativen Schwellungen (z. B. nach Knie-, Hüft- oder Brust-OPs)
primären oder sekundären Lymphödemen – in akuter oder chronischer Form
Lipödem (einer oft schmerzhaften Fettverteilungsstörung)
geschwollenen Armen oder Beinen (z. B. nach langem Stehen oder Sitzen)
Sportverletzungen wie Prellungen oder Verstauchungen
intensiver sportlicher Betätigung zur Optimierung der Regeneration
Detox-Kuren oder Fastenphasen – zur Unterstützung der natürlichen Entgiftung
Ein sanfter Reset fürs Nervensystem
Viele meiner Klient*innen berichten nicht nur von leichteren Beinen oder einem entspannten Körpergefühl – sondern auch davon, dass sie nach der Behandlung ruhiger schlafen, tiefer durchatmen und insgesamt besser abschalten können. Das ist kein Zufall: Die sanften, gleichmässigen Berührungen der Lymphdrainage wirken regulierend auf das vegetative Nervensystem.
Gerade bei innerer Unruhe, Schlafproblemen oder chronischem Stress – sei es durch beruflichen Druck, mentale Erschöpfung oder erste Anzeichen eines Burnouts – kann die manuelle Lymphdrainage eine effektive Methode sein, um wieder zur Ruhe zu kommen. Damit wäre ein weiterer Irrglaube widerlegt, dass es sich bei der Lymphdrainage um eine Behandlung handelt, die überwiegend Frauen vorbehalten ist. Gerade auch Männern, die im Alltag unter grossem Druck stehen und Studien zufolge seltener zur Selbstfürsorge greifen, kann die Lymphdrainage helfen, abzuschalten und ihr inneres Gleichgewicht zu halten oder wiederherzustellen
Wie oft ist eine Behandlung sinnvoll?
Das hängt stark von den individuellen Bedürfnissen ab. Bei chronischen Beschwerden wie einem Lymphödem oder Lipödem kann eine regelmässige Behandlung – wöchentlich oder alle zwei Wochen – sinnvoll sein. Nach Verletzungen oder Operationen ist oft eine engmaschigere Betreuung notwendig. Aber auch als gelegentliche Unterstützung für das Immunsystem, zur Entspannung oder Regeneration ist MLD sehr gut geeignet.
Fazit: Mehr als nur „es bitzli Strichele“
Die manuelle Lymphdrainage ist weit mehr als nur "es bitzli Strichele" – sie ist eine hochwirksame, medizinisch anerkannte Therapieform, die Körper und Geist auf sanfte und tiefgehende Weise dabei unterstützt, sich selbst zu regulieren – und das nicht nur bei werdenden Mamas, sondern bei allen, die sich leichter, entspannter und rundum wohler fühlen möchten.

Comments