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Lipödem - Tortur für Körper und Seele

Aktualisiert: 28. Apr. 2021

Beim Lipödem handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung, bei der sich überwiegend an Beinen, seltener auch an den Armen und Gesäss, das Fettgewebe der Unterhaut krankhaft vermehrt und in den betroffenen Regionen zu schmerzhaften Spannungsgefühlen führen kann. Füsse, Hände sowie der Körperrumpf bleiben verschont . Dieser Umstand führt zu einem deutlich sichtbaren Missverhältnis der Proportionen von Ober- und Unterkörper. Besonders ausgeprägt zeigt sich dieses krankheitstypische Bild bei ansonsten normalgewichtigen Personen.


Am Lipödem erkranken überwiegend jüngere Frauen, oft nach der Pubertät oder einer Schwangerschaft. Die psychische und körperliche Belastung für die Betroffenen ist dabei oft sehr hoch. Nebst den chronischen Schmerzen und dem Gefühl, im eigenen Körper gefangen zu sein und diesen abzulehnen, werden sie von aussen oft mit Unwissen und falschen Vorurteilen konfrontiert. Sie würden sich zu wenig bewegen oder zu kalorienreich ernähren, heisst es, was suggeriert, dass sie ihren Zustand und ihr Leid selbst verschuldet haben. So kommt es bei einigen auch zu Selbstwertproblemen und sozialen Phobien.


Was die kalorienreiche Ernährung betrifft: Oft ist genau das Gegenteil der Fall. Viele dieser Frauen haben eine umfangreiche und langjährige Diätkarriere hinter sich. Dabei ist für ein Lipödem typisch, dass sich eine allfällige Gewichtsabnahme im Rahmen dieser diätetischen Bemühungen gar nicht oder nur marginal auf die vom Lipödem betroffenen Stellen auswirkt. Auf der anderen Seite ist auch immer mal wieder zu hören, dass die Ernährung beim Lipödem gar keine Rolle spielt. Wie so oft liegt die Wahrheit in der goldenen Mitte. Eine kalorienreiche Ernährung ist suboptimal und verschlimmert tendenziell den Zustand des Ödems. ABER - und das muss und darf immer wieder in aller Deutlichkeit gesagt werden -eine kalorienreiche Ernährung ist nicht für das Entstehen eines Lipödems verantwortlich. Auch Sport kann es nicht verhindern oder heilen. Die Symptome lassen sich durch adäquate und regelmässige Bewegung aber lindern.


Die genauen Ursachen für die Entstehung des Lipödems sind noch nicht abschliessend geklärt. Da es bei 20% der Betroffenen jedoch familiär gehäuft auftritt, geht man auch von einer erblichen Komponente aus. Manche Ärzte berichten zudem, dass bei ihren Lipödem-Patientinnen gleichzeitig eine Störung der Schilddrüse vorliegt - meist eine Unterfunktion (Hypothyreose) .Ein Lipödem entwickelt sich meist langsam über viele Jahre. Wie weit die Erkrankung und der damit einhergehende Umfangzuwachs fortschreitet, ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere aber auch von der Tatsache, ob und wann eine Behandlung beginnt. Da das Lipödem nicht so einfach zu diagnostizieren ist, ist es essentiell, bei Verdacht frühzeitig einen Facharzt (Phlebologe, Lymphologe oder Gefässspezialist) aufzusuchen, der eine entsprechende Diagnose stellen kann.

Steht diese einmal fest, geht es darum, eine wirksames Therapiekonzept auszuarbeiten, um den Verlauf zu stoppen resp. positiv zu beeinflussen. Mögliche indizierte Massnahmen:


Lymphdrainage (Häufigkeit je nach Stadium / Ausprägung)


Kompressionsverbände/-strümpfe (täglich)


Sportarten im Wasser wie Aquafit, Wasser-Treten oder Schwimmen. Der vorherrschende Wasserdruck wirkt dabei wie eine sanfte Lymphdrainage.


Ernährungsberatung

Liposuktion / Fettabsaugung

Hinweis: Obwohl eine Kombination aus komplexer physikalischer Entstauungstherapie und Fettabsaugung von Experten empfohlen wird, zählt sie in diesem Zusammenhang noch nicht zu den Standardtherapien beim Lipödem und wird von den Krankenkassen in der Regel nicht übernommen.


Das Lipödem - im psychosomatischen Kontext betrachtet - kann für "ungeweinte Tränen" und / oder eine ausstehende Aussöhnung mit dem Weiblichen stehen. Wenn man mit Betroffenen spricht, fühlen sich diese oft nicht nur körperlich, sondern auch in ihrem Alltags- und Seelenleben eingeschränkt. Es fehlt ihnen teilweise an Raum für sich und ihre Bedürfnisse. Das gilt natürlich nicht für alle. Aber wenn Betroffene sich hier angesprochen fühlen, kann es sich zusätzlich zu den oben genannten Massnahmen lohnen, auch diese Ebene - beispielsweise in Form einer tiefergreifenden Trauma aufarbeitenden Therapie - mit einzubeziehen.


Mit diesem Artikel erhoffe ich mir, das Verständnis für dieses, in der breiten Masse doch noch eher unbekannte Krankheitsbild, und insbesondere auch das Verständnis für die davon Betroffenen etwas zu erhöhen.


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